Der Weg ist das Ziel
Montag, 26. Mai 2014
Zur Dokumentation 3000 km zu Fuss durch die Wildnis Amerikas
Auf dem Trail habe ich einige Deutsche getroffen und von vielen Hikern gehört, dass Deutsche und Schweizer die o. g. Dokumentation über den Appalachian Trail gesehen haben und ähnlich wie wir, beschlossen, den Trail teilweise oder ganz zu hiken.
Da muss ich mich an dieser Stelle mal beim NDR bedanken, die uns diese tollen Bilder über den Trail geliefert hat !! Leider ist das nur die halbe Wahrheit. Der Trail ist absolut kein Spaziergang in den Wäldern, wie es Bill Bryson in seinem Buch beschreibt. Es wurden viele Bilder nicht gezeigt, viele Wege nicht beschrieben. Ich vermute, dass die Kameramenschen keine Lust hatten, das Equipment die Berge hinauf- und hinunter zu tragen.
Ich habe mit der Handykamera einen kurzen Ausschnitt jeweils beim Auf- und Abstieg gefilmt, womit ich einen kleinen Eindruck vermitteln kann, wie es wirklich ist.
Ich wurde auch sehr oft gefragt, ob es in Deutschland keine Wanderwege oder Berge gäbe. Ich konnte erklären, dass es Berge usw gäbe und es auch Spass macht, in die Berge zu gehen. Aber mir ist weder in Deutschland noch Europa ein Trail wie der AT bekannt.
Ich las etwas über den Alpe-Adria-Trail. Dieser schlängelt sich über 750 km vom Großglockner durch Kärnten über Slowenien bis Muggia an der Adria. Das muss ein sehr schöner Wanderweg sein.

Dennoch war es eine unheimlich tolle Erfahrung. Ich möchte sie nicht missen. Ich habe so viele interessante und witzige Menschen kennen gelernt. Der größte Glücksgriff oder Schicksal war Happy Feet zu treffen: eine Staatsanwältin trifft eine Polizistin im Nirgendwo. Wie witzig ist das denn.
Wir lernten uns in der Zeit sehr gut kennen und irgendwie vermisse ich sie. Ich lese nach wie vor ihren Blog und bin in Gedanken bei ihr.

Würde ich den Trail fortsetzen, würde ich erst Ende April, Anfang Mai starten. Wir sind in diesem Jahr Anfang April losgegangen und es war noch sehr kalt. Wir hatten etliche frostige Nächte. Das lag zum einen an der Jahreszeit. Zum anderen war der letzte Winter an der Ostküste der kälteste seit 1960. Im April fiel noch Schnee. Entsprechend war die Natur längst nicht so weit und der Frühling hinkte hinterher. Die ersten Wochen auf dem Trail waren karg und monoton. Die Wälder waren kahl. Die Bäume hatten kein Laub, die Blätter vom letzten Jahr lagen auf dem Boden und die grauen Steine und Felsen dazu färbten die Natur in grau-braun. Einige kleine Kiefern und Rhododendren sorgten für grüne Flecken. Wir hörten manchmal tagelang nicht einen Vogel. Hin und wieder sahen wir Adler und Bussarde, manchmal auch Krähen und hörten Woodpecker. Aber sehen konnten wir keinen Vogel. Zum Spass rief ich manchmal "hello" und bekam keine Antwort.
Happy Feet nannte das immer: creepy Pennsylvania.
Wenn wir jedoch an eine Quelle kamen, konnten wir schon den einen oder anderen Vogel hören.
Ende April wurde es endlich wärmer, auch nachts. Ich konnte endlich ohne Socken schlafen.
Wir kamen teilweise durch Rhododendrenwälder, so dass wir wie durch einen grünen Tunnel gingen. Das muss in der Sommerhitze sehr angenehm sein. In Pennsylvania wird es in den Sommermonaten so heiss, dass du ab Mitte Mai baden kannst und viele Quellen ab Juni kein Wasser mehr führen.
Der Boden in den Bergen und Tälern wurde zusehends immer grüner. Alles fing an zu wachsen. Farne, Brombeeren, Blumen, die Bäume bekamen Blätter und Blüten und die Vögel kamen. Es war nicht mehr so eine gespenstische Stille in den Wäldern.
Wir sahen auch mehr Tiere wie Salamander, Schlangen, Fasane, Chipmunks, Sqirrols ...

An meiner Ausrüstung würde ich auch einiges ändern. Ich habe ein tolles Zelt, das Salewa Micra II, nur leider mit 2,2 kg zu schwer. Dafür war genügend Platz für meine Rucksack und mich.
Mein Schlafsack, Deuter Exosphere -4 °, war für die Anfangszeit ideal, im Juni spätestens hätte ich zu einem Sommerschlafsack wechseln müssen.
Die Isomatte, ThermARest neo Air, ist klasse.
Mein Rucksack, ein Deuter aircontact 55 +15 SL , war auch zu schwer. Ich würde einen Osprey oder Lowa ausprobieren. Muss aber wie ein Schuh supergut sitzen!! Außerdem passten die Weithalstrinkflaschen nur schwer in die Seitentaschen und einhändig bekam ich sie manchmal weder hinein noch hinaus. Muss ich noch mal der Firma Deuter mitteilen. Hier würde sich ein Netz gut machen.
Meine Schuhe, Hanwag tetra GTX, würde ich nicht tauschen. Ich habe sie vorher super eingelaufen und daher keine Blasen bekommen. Allerdings sind die Stiefel mit goretex, d.h. wasserdicht in beide Richtungen. Meine Füsse schwammen manchmal im Schuh. Darum musste ich halt öfter in den Pausen Füsse lüften und trocknen. Die Entscheidung ob Schuh oder Stiefel muss jeder selber treffen. Ich fühlte mich in den Rocks und Felsen sehr wohl mit meinen Stiefeln. Würde aber vielleicht im Sommer auf ultraleichte Wanderschuhe aus den USA wechseln.
Wir durften keinen Kocher in die USA einführen. Somit mussten wir uns in Washington einen kaufen. Hier sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Optimal ist ein System wie Jetboil oder Optimus.
Die Frage des Kochers erübrigte sich zum Schluss, denn ich habe zum Ende nicht mehr gekocht. Den morgendlichen Kaffee habe ich mir sehr schnell abgewöhnt, es geht! Wenn es morgens schon sehr warm ist, trinkst du lieber kühles Wasser aus einer Quelle oder mal Wasser mit Energenzusatz. Zu kaufen in der Pharmacy. Zu essen gab es dann meist kalte Sachen wie Muesli mit Wasser oder Tortillas mit etwas drauf. Am Abend wurde meist ein Lagerfeuer gemacht, so dass wir dann Tortillas zu Pizzatillas machten oder Wasser heiß machten für ein Instantessen. Allerdings ist das Essen der schwerste Anteil im Rucksack und nimmt erstaunlich viel Gedankenraum ein. Was esse ich? Wieviel Tage brauchen wir essen? usw.
Den geringsten Platz nahmen die Klamotten ein. Ich hatte eine Wechselhose (mit zip off), zwei Wechselshirts, zwei Paar Wechselsocken, Unterwäsche, ein Langarmshirt, eine Laufhose und eine Regenjacke und Fleecejacke dabei. Damit war ich genug ausgestattet.
Als Campsiteschuh hatte ich ein Paar Croques dabei. Nutzte ich auch beim Duschen und zum Durchwaten des Wassers.
Eine weitere schwierige Frage war die Stromversorgung. Der Goal Zero Solarlader war mit Abstand zu schwer. Wir bestellten unterwegs einen handlichen Taschensolarcharger, der am Anfang nicht so gut arbeitete. Später reichte es aus für Handy, Steripen, Kopfleuchte und Kamera.
Zum Filtern des Wassers gibt es verschiedene Möglichkeiten. Den Aktivkohlefilter, Steripen oder chemische Tropfen/ Tabletten. Wie entschieden uns für den Prefilter und Steripen, der mittels UV-Licht das Wasser sterilisiert. Das ist sehr praktisch und geht schnell. Er muss nach etwa 50 Durchführungen wieder aufgeladen werden.
Es gibt in den Vereinigten Staaten tolle outfitter stores. Z. B. REI, eastern mountain sports und Cabelas. Die führen alles, was das Hikerherz begehrt. Auch das tolle Premethrin, das alle Käfer, Insekten und Zecken von dir und deinen Sachen abhält. Soll supergut wirken. Ich habe es nicht benutzt. Ich hatte drei mal Zecken an meinem Shirt, meinem Zelt und meinem Rucksack. Ich habe mich jeden Abend auf Zecken hin abgesucht. Toi toi toi.
Leider ist drüben die Lime disease, durch Zecken übertragene üble Krankheit, sehr verbreitet. Die möchte niemand haben.

Ich kann hier nur ein paar Ratschläge oder Anregungen geben, die Erfahrungen muss jeder selbst machen, der den AT geht.



Auf dem general mussten wir zwei von diesen Brücken und einen tiefen Bach ohne Brücke überqueren

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Montag, 19. Mai 2014
Über Privys..
In den letzten Wochen haben wir viele verschiedene Privys gesehen. Da gibt es den Taj Mahal Privy, der seinen Namen vermutlich auf Grund seiner Größe erhalten hat. Er ist etwa 2 mal 3 Meter groß und hat zwei Sitze!
Dann haben wir einen Plümper neben einem Privy gesehen. Ich meine, ein Privy ist ein Plumpsklosett . Also wer ist so witzig oder blöd und schleppt einen Plümper meilenweit auf einen Berg?!
Ein Privy hat an der Tür ein Schild "Privy" in Braille. Ich glaube, dass man das Privy spätestens vor der Tür am Geruch erkennen wird.
Ein Privy verfügt über Griffe für Menschen mit Handikap. Wir fragten uns, wie ein Rollstuhlfahrer den Berg hinauf und über die Boulderfields gekommen ist?
Es gibt ein Privy mit zwei Sitzen, in deren Mitte sich ein Schachbrett befindet. Ob da längere Sitzungen geplant waren?
An einem Privy ist eine Türklingel angebracht, die aber nicht funktionierte. Dort hingen vier ! Toilettenpapierhalter an der Wand mit Toilettenpapier und eine Flasche Handsanitizer. Wow. Jeder Hiker hat sein eigenes Papier dabei.
Manchmal konnten wir vom 'Thron' direkt in die Natur gucken, auf die Berge oder ins Tal, wenn wir die Tür offen ließen. Wer kann das schon 😷, hier störte es niemanden.

Jedoch ist eine Toilette mit Wasserspülung eine tolle Erfindung! 🚽 Vielen Dank dafür.

Privy

privy mit Blick in die Natur ;)

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Samstag, 17. Mai 2014
..wieder in der Großstadt
Ich bin gut in W DC angekommen und habe ein paar Tage Zeit, mir die Stadt ein wenig genauer anzusehen.
Die ersten Nächte habe ich in DC schlecht bis gar nicht schlafen können, es war zu warm, zu laut, kein Zelt und das Bett zu weich. Welch Luxusprobleme... Ich habe mein Zelt vermisst und die Ruhe. Nach ein paar Tagen habe ich mich wieder daran gewöhnt und freue mich sehr auf Zuhause!!!

Gestern wollte ich das Capitol besichtigen und kam gar nicht heran. Es war Halbmast geflaggt. Um das Capitol war alles abgesperrt und ueberall standen Streifenwagen, Busse, Polizeimotorraeder, Rettungswagen und Loeschwagen herum. Und es liefen tausende von Polizisten aus allen Bundesstaaten herum. Ich schnappte von anderen Besuchern auf, dass der Vice-President sprach. Ich blieb eine Weile da, aber ich war zu weit weg, um etwas von der Rede verstehen zu können. Ich bekam mit, dass es sich um einen Memorial Day zu Ehren der verstorbenen und getöteten Polizisten und Feuerwehrleuten handelt. Alle Cops trugen ihre Marke am Jacket oder als Kette mit einem Trauerflor versehen. Auch in den naechsten Tagen noch.
Ich finde, dass dieser Memorial Day eine schöne Geste ist und zeigt, dass die Verstorbenen mit Respekt und Anerkennung in Ehren gehalten werden.
Zum Abschluss spielten noch mehrere Bands Drums and Pipes. Wie schön...

Nun habe ich das Capitol besichtigt und bin fasziniert von dem riesigen und geschichtsträchtigen Gebäude. Ich habe natürlich wieder nette Menschen kennen gelernt, mit denen ich mich vor und während der Führung unterhalten habe. Rene, Kevin und ? wollten auch gerne wissen, was eine Deutsche in den USA so macht. Sie waren von der Wanderung auf dem AT schwer beeindruckt.
Kevin sprach sogar etwas deutsch, weil er bei der Navy ist und einige Jahre bei Würzburg stationiert war.
Ich fragte, was dieser Memorial Day auf sich hat und ob der regelmässig sei. Das war eine einmalige Veranstaltung, die am gleichen Tag stattfand, als US Präsident Obama das 9/11 Museum in New York eröffnete.
Wusstet ihr, dass das Capitol (Mittelpunkt der Domkuppel) der Mittelpunkt von Washington ist? Dass ein italienischer Maler im inneren der Domkuppel ein Bild über die Geschichte Amerikas gemalt hat, wofür er 25 Jahre benötigte?





Macro:


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Donnerstag, 15. Mai 2014
200 Meilen und ich steige aus
Ich habe bis heute über 200 Meilen auf dem Appalachian Trail gemacht und es war vorerst mein letzter Tag. Ich habe lange überlegt, wie es weitergeht. Ich bin zwar gut trainiert, meine Beine und Füße machen mir keine Probleme.
Meine Knie brennen jeden Tag und die Hüften mögen keinen Rucksack mehr tragen. Ich habe jeden Tag einen blauen Fleck an der rechten Hüfte. Ich kann nicht so viel Essen mitnehmen und essen, wie ich verbrenne. Und ich habe Heimweh, ich vermisse meine Familie, Freunde und mein Zuhause.
Deshalb höre ich auf meinen Körper und mache hier Stop. Ich habe lange mit meinem H und auch mit Happy Feet gesprochen. Der AT ist eine harte Challenge, die zu schaffen ist mit etwas anderem Gepäck und mit Support !!! Es ist nicht wie in der Dokumentation : 3000 km zu Fuß durch die Wildnis Amerikas. Es ist vieeel härter. Ich bin froh, hier gewesen zu sein und es soweit in sechs Wochen geschafft zu haben. Ich nehme so viele Eindrücke, Menschen und Geschichten mit und das macht mich zufrieden und glücklich!!

Ich wurde von verschiedenen Personen gefragt, was mich antreibt und worüber ich nachdenke, wenn ich hike. Zuerst einmal musste ich mich immer sehr auf den Weg konzentrieren, nicht daneben zu treten oder zu stolpern. Jeder Schritt muss überlegt sein.
Dann musste ich auf das Trailzeichen 'White blaze' achten, damit wir uns nicht verlaufen. Hin und wieder habe ich mental mit meinem Körper gekämpft. Natürlich habe ich auch viel über Essen nachgedacht, was ich vermisse, worauf ich jetzt Hunger habe und was ich mir zuerst kaufen würde, wenn ich jetzt in einen Store käme. Das war eine schöne Ablenkung zwischen Happy Feet und mir. Und dann habe ich auch viel Zeit gehabt, über meine Familie, Freunde, meinen Job und über mich nachzudenken.
Ich danke an dieser Stelle meiner gesamten Familie und meinen Freunden für die tolle Unterstützung bei meiner verrückten Idee, den Appalachian Trail zu wandern!!

Es war ein Riesenzufall und Glück, Happy Feet am anderen Ende der Welt im Wald im Nirgendwo getroffen zu haben. Die Zeit, die wir geteilt haben, ist unbeschreiblich.
Thank you so much Happy Feet for everything, your help, your power, your coaching, your support, your trust, your story...It was awesome and amazing. I' m proud to know you and I know you' ll finish the Trail with your new record! P would be proud of you too!!Maybe I'll return to keep on going on the AT. Greetings and thanks to your family for her host and help too.

Heute hat sich River gemeldet, endlich. Er war im Arrest!! Es geht ihm gut, puh. Das hat uns etwas Nerven gekostet. Nun hat er Trouble mit seiner älteren Tochter, die möchte, dass er nicht weitergeht.
Ich vermute er fährt mit ihr mit nach Hause und kehrt in einer Woche spätestens auf den Trail zurück.

Ich durfte heute noch einmal die Familie von Happy Feet treffen, die sich über unser Wiedersehen sehr freute. Ich wurde nicht wie ein Gast empfangen, nein eher wie ein Familienmitglied. Das ist eine tolle Erfahrung.
Ich bin der Familie J so dankbar!!
Leider musste ich auch Abschied nehmen von einer tollen und toughen Frau, Happy Feet!! 😢 Ich hoffe und glaube fest an Sie, dass sie ihre "Geschichte" schafft und den Trail macht, für sich, für P und ihre Mutter.
Feet brachte mich zum Zug nach Wilmington. Beim Abschied nehmen musste ich ein Paar mal schlucken. Wir haben uns in der kurzen Zeit sehr intensiv kennen gelernt und nun wachen wir nicht mehr gemeinsam auf, klettern über Boulderfields, schimpfen über die ATC und kein Lagerfeuer mehr ? Das machte mich etwas traurig.
Von dort fuhr ich nach DC und fliege wieder nach Hause zu meinen Liebsten!!!
😀😀😀

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Port Clinton - über 200 Meilen geschafft
In der letzten Nacht hörten wir eine Eule, die direkt über unseren Zelten im Baum gesessen haben muss. Als wir zu Bett gingen, war die Gruppe noch am Feiern. Als wir nun starteten, waren sie schon wieder weg.
Bei supertollem Sonnenschein machten wir uns auf den Weg nach Port Clinton. Laut AT Guide haben wir nur einen Anstieg vor uns. Auf dem
Weg zum Anstieg wurden wir wieder im Zick Zack zu einem Megaanstieg geführt, obwohl parallel ein softer Weg war. Danke ATC! Dieser Anstieg war dem General sehr ähnlich, so dass wir ihn "the Generals wife" tauften.
Der Trick bei solchen Anstiegen ist, nicht nach oben zu gucken sondern immer mal stehen zu bleiben und zurück zu blicken, was du schon geschafft hast und welch atemberaubender Anblick das ist.
Auf der Bergkuppe wurden wir mit Sonne und felsigem Weg belohnt. Wir trafen einen Mountainbiker, der tatsächlich den Weg zur Bergspitze gefahren ist... auf einem Sandweg. Huh.
Der Abstieg war nochmal eine 7-8, weil es sehr steil bergab ging und der Weg sandig und steinig war. Wir überlegten kurz, ob wir auf unseren Rucksäcken den Weg runterrutschen sollten. Einmal rutschte ich weg und saß auf dem Boden. Nun versuche mal, mit einem Rucksack vom abschüssigen Boden wieder aufzustehen. Das geht nur, indem du dich umdrehst und auf allen vieren aufstehst. Muss irre komisch ausgesehen haben.
Kurz bevor wir in Port Clinton eintrafen, waren die old fellows wieder hinter uns. Nach 9 Meilen trafen wir in der kleinen Stadt Port Clinton ein. Wir entschieden, nicht im Pavillion zu übernachten, sondern im Hotel ein Zimmer zu mieten.
Heute ist Muttertag und viele Restaurants sind geschmückt. An der Hotelbar saßen HD Biker und es herrschte Stille, als Happy Feet und ich den Laden betraten. Der Barkeeper blahte uns an, dass wir unsere Rucksäcke gefälligst draußen lassen sollten. Was für eine Begrüssung. Anscheinend hat der Barmann schlechte Erfahrungen mit Hikern gemacht. Nun denn. Wir bekamen ein Zimmer (das letzte freie Zimmer) und konnten duschen. Die old fellows versuchten auch ihr Glück, wurde aber abgewiesen weil es ausgebucht war.
In diesem Hotel gibt es auch den nur Duschservice. Wenn du in der Bar etwas essen möchtest, musst du erst duschen, für 10 US-$, und dann kannst du dort essen, musst aber kein Zimmer mieten.
Nach der frischen Dusche gingen wir zur Bar runter, um etwas zu Essen. Immerhin hatten wir einen Riesenhunger und dieser Laden ist berühmt für seine French Fries.
Der Barmann wurde dann etwas freundlicher. Vermutlich war er so grantig, weil seine Frau heute frei hatte und er arbeiten musste. Aber er hatte auch noch drei fleissige junge Helferinnen.
Dann machten wir uns auf die Suche nach River, weil er hier "verloren" ging und sich bis heute nicht gemeldet hat. Wir gingen zum Pavillion, einem großen alten Holzpavillion, der vermutlich früher eine Rollschuhbahn war. Heute dürfen dort Hiker übernachten. Es stehen große Picknicktische in der Mitte und mehrere alte Sessel herum. Hier trafen wir Boston wieder, der hier übernachten wollte. Außer ihm waren noch zwei sehr junge Mädels im Pavillon. Sie waren etwa 17-20 Jahre alt. Sie erzählten, sie wären im März in Georgia gestartet und haben sich heute im großen Outfittergeschäft neue Hikerschuhe gekauft. Ihre alte Schuhe waren kaputt. Sie hatten auch große Rücksäcke und trugen ihre Verpflegung in einem Plastikbeutel. Happy Feet fragte, ob sie den Schnee im März noch abbekommen hatten. Da reagierten sie etwas zurückhaltend.
Happy Feet hinterließ im Logbuch eine Nachricht wegen River. Dann gingen wir zum 'Jailhouse', das eine Bar ist. Nebenan ist die örtliche Feuerwehr und der Pub ist der Feuerwehrclub. Du musst dich mit deinem Namen in ein Gästebuch eintragen, wenn du etwas verzehren möchtest. Und die Getränke sind supergünstig, 1 Bier für 1,25 -2 $. Hier wollten sie mir ein dt Bier verkaufen, Heineken...
River war hier unbekannt, dafür bekamen wir noch ein paar Tips von den Gästen, wo wir morgen nachfragen können.
Ich fragte Happy Feet, ob sie die Geschichte der Mädels glauben würde. Sie guckte mich erstaunt an und ich erklärte ihr, dass ich nicht glauben würde, adss die Mädels den gesamten Weg von Georgia bis hiereher zu Fuß gegangen sind. Sie haben sich sicher unterwegs mal als Anhalterinnen mitnehmen oder mit dem Bus fahren lassen. Dafür sahen die beiden zu frisch und erholt aus. Deshalb haben sie beim Thema Schnee auch so komisch reagiert. Da musste sie mir beipflichten und kam auch darauf, dass die Mädels in ihren Shorts und den großen Rucksäcken nicht den gesamten Weg bis hierher in der Zeit zurück gelegt haben können.
Wir fielen gegen 22 h hundemüde in unsere Betten.
Morgen Früh werden wir von Happy Feets Vater abgeholt. Feet nimmt ein paar days off.

GPS Daten. N 40 34.774 W 76 1.600








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Mittwoch, 14. Mai 2014
Eagles Nest Shelter
Heute hatten wir uns etwas über 9 Meilen vorgenommen. Die Distanzen zwischen den Sheltern sind im Moment ziemlich groß, zwischen 12 und 19 Meilen, die wir unmöglich in einem Tag schaffen.
Für heute Nachmittag wurde noch ein Unwetter angekündigt.
Als wir einpackten und starten wollten, kamen zwei weitere Hiker hinzu, die kurze Rast machten. Es waren Männer, um die 60-70 jährig und sehr rüstig. Sie wollten in 10 Tagen 150 Meilen auf dem Trail schaffen. Sie hatten schon andere Trails geschafft und einer von denen war schon den gesamten Trail gegangen.
Dann kam noch ein Hiker, etwa 30 jährig. Er trug die pinkfarbenen Flip Flops auf der Brust, die wir am gestrigen Tag auf dem Weg gesehen und liegen gelassen hatten. Er redete ohne Punkt und Komma und ging vor uns her.
Wir nannten ihn Boston, weil er aus Boston kommt. Er wirkte auf uns ein wenig eigenartig, warum wussten wir nicht. Aber er redete und redete. Auf den letzten vier Meilen hörten wir ununterbrochen, dass er kaum gehen könne, seine Füße ihm weh taten und er neue Schuhe benötigte. Wobei seine Schuhe nicht kaputt waren. Er war der Meinung, er benötigte ein Paar Superfeet Einlagen und dann würde er besser gehen können. Aber er war sehr wehleidig. Wir rieten ihm Pausen zu machen, die Schuhe zu lüften, die Füße öfter in kaltes Wasser zu tauchen und wenn er Blasen hätte, sollte er besser einige Tage pausieren. Später im Shelter sahen wir den desolaten Zustand seiner Füße. Er hatte Blutblasen an den Zehen, zwei Zehennägel waren dunkel, beide Fersen und Ballen waren getapt wegen weiterer Blasen. Uh... Er sollte wirklich einige Days Off nehmen, um seine Füße zu kurieren. Aber ich glaube nicht, dass er es tun wird.
Diese Felsen und Steine in PA bringen jeden Fuß zum verzweifeln.
Nach dem Stop an der Quelle waren die old fellows noch bei uns. Als wir dann wieder über Felsen und Steine klettern mussten, waren sie irgendwann hinter uns verschwunden.
Unterwegs bekamen wir noch einen Regenguss a la Pennsylvania ab. So schnell konnte ich meine Regenjacke nicht aus dem Rucksack holen, da war ich auch schon nass. Nun weiß ich, warum Happy Feet und Boston so schnell im Anlegen ihres Ponchos waren! ☔️😜
Aber es war heute sehr warm, so trocknete ich auch schnell wieder.
Nach 5,5 Sunden kamen wir am Eagles Nest Shelter an, wo sich schon eine Gruppe von 7-8 Dayhikern eingerichtet hatte. Sie hatten ihre drei Hunde dabei und wollten Party machen. Das große Lagerfeuer brannte auch schon.
In Pennsylvania ist es verboten, Alkohol auf der Straße zu konsumieren oder geöffnete Flaschen mit sich zu führen. Dafür kann jeder eine Waffe legal erwerben und sichtbar tragen!
Also verabreden sich Freunde und wandern übers Wochenende in die Berge, machen Lagerfeuer, grillen ihre Steaks, hören laute Musik, trinken Alkohol und rauchen pot und übernachten in den Sheltern oder Zelten. Das nennen sie "Party machen".
Wir bauten unsere Zelte im hinteren Teil auf und hatten somit Ruhe.
Ich versuchte ein Feuer zu machen, das im Regen nicht brennen wollte. Und so gingen wir mit unseren Marshmallows zu der Gruppe und Boston und die Jungs und Mädels luden uns zum Essen ein. Sie hatten so viel Fleisch ( Huhn und Steaks) und Gemüse mitgebracht, so dass wir auch noch etwas abbekamen. Sie boten uns auch von deren Alkohol an. Happy Feet durfte als Raucherin von ihren Zigaretten gern abgeben. Wir quatschten noch lange mit denen und es war sehr lustig. Ich musste diverse Versuche mit Marshmellows und dunkler Schokolade mit und ohne Keks, ausprobieren, bis ich nicht mehr mochte. Es stellte sich heraus, dass diese Gruppe zu einem Skiclub gehört und im Winter jede erdenkliche Skipiste runterfegt.
Immer wenn Amerikaner hören, dass ich aus Germany bin, gehen die Augen auf und sie sind mächtig überrascht und erfreut! Sie wollen dann alles genau wissen, woher ich komme und was ich hier tat. Wenn ich denen dann erkläre, dass ich für den Apalachian Trail hergekommen bin, können sie es kaum glauben. Und wenn ich von der "authentischen" deutschen Dokumentation über den AT berichte, können wir uns darüber kaputt lachen!! 😉
Es kommen aber auch Fragen wie, was denkst du wenn du wanderst? Worüber denkst du nach? Was treibt dich an? Das sind dann auch sehr schöne und interessante Momente, wenn man sich so austauschen kann.

Ich habe übrigens für den NDR gegenteilige Videoaufnahmen gemacht, um die Dokumentation: "3000 km zu Fuß durch die Wildnis Amerikas" zu widerlegen. Es ist ganz und gar kein Spaziergang durch die Wälder!!! Es ist jeden Tag eine neue Herausforderung mit seinem Rucksack (16-18 kg) die Berge über Felsen, spitze Steine und Baumstämme hinauf und wieder hinunter zu gehen. Teilweise mit Steigungen, die ätzend steil sind. Die Knie danken es uns auch mit Brennen und Schmerzen.
Happy Feet erzählte mir, dass sie jeden Tag auf dem Trail darauf wartet, das Boulderfield mit den Felsen und losen Steinen zu erreichen. Wir wissen, dass die ATC und PATC keine Mühen scheut, den Trail jedes Jahr zu verlängern und auch schwieriger zu machen. Vielleicht wollen die Vereine, dass immer weniger Hiker den Trail hiken?! Wir wissen nicht was sie sich dabei gedacht haben. Aber er wird definitiv immer schwieriger.
Somit sagen wir bei jedem Rock maze: dear ATC thank you!!!
😎







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Nobos - Sobos
Nobos sind Northbounders, das heißt dass die Hiker in Richtung Norden, also Maine, gehen.
Sobos sind demnach die Southbounders, die in Richtung Süden, Georgia, gehen.
Ich habe diese Woche an uns festgestellt, dass ich niemanden fragen muss, ob Nobo oder Sobo. Ich erkenne es an den Armen.
Die Nobos gehen Rchtg. Norden und haben die Sonne vom Osten und Süden. Das bedeutet, dass der rechte Arm von der Sonne dunkler ist als der Linke. Und so ist es mit den Sobos andersherum. Deren linker Arm ist dunkler als der Rechte!
Außerdem erklärte uns Vickey (vom Doyle Hotel in Duncannon), dass die Nobos sehr freundlich, aufgeschlossen und redselig sind, sich gern austauschen und viel fragen. Während die Sobos reserviert, distanziert und nicht so redefreundlich sind.

Und wenn das jemand beurteilen kann, dann Vickey! 😎

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River ist verschwunden
Es ist Freitag und wir vermissen unseren Hiker Running River. Am Sonntag hat Happy Feet zum letzten Mal von ihm gehört. Am Montagnachmittag ging er in Port Clinton allein los mit der Bemerkung, ein Paar Fotos vom Fluss zu machen. Er tauchte nicht wieder auf. Dienstag rief Chef bei Happy Feet an, dass River spurlos verschwunden sei. Das Telefon scheint ausgeschaltet, da immer die Sprachbox angeht.
River war immer verlässlich und hat mindestens alle zwei Tage bei Happy Feet angerufen um zu hören, wie es uns geht oder um uns vor komischen Typen oder Unwettern zu warnen. Er ist der väterliche Typ, der sich um uns genauso sorgte, wie um seine eigenen Töchter. Der "Funk" auf dem Trail funktioniert sehr gut!! Nun war Funkstille... Chef hatte keine Ahnung wie der richtige Name von River ist.
Es gab also verschiedene Möglichkeiten, die uns durch den Kopf gingen.
1. River hat sein Telefon verloren/ wurde gestohlen, kann uns also nicht informieren, da die Rufnummern im Telefon gespeichert sind
2. River ist im Krankenhaus, da sein Leistenbruch sich verschlimmert hat (er wollte sich nicht behandeln lassen)
3. er hat betrunken randaliert/ in der Öffentlichkeit Alkohol getrunken und ist im Gefängnis.

Wir hofften auf 1! Auf dem Weg Richtung Port Vlinton guckten wir in jedes Logbuch und fragten in allen Sheltern nach River. Da wir wussten, dass er einen Shuttleservice von Pine Grove in Anspruch genommen hatte, rief Happy Feet am Sonntag die Shuttlefahrerin an und erhielt nach Erklärung den Namen von River. Sollte sich River bis Montag nicht gemeldet haben, würde Happy Feet bei der State Police nachfragen.
Das ist schon ein blödes Gefühl jemanden zu suchen, dessen Namen du nicht kennst.
Wir hoffen, dass alles gut ist.

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Samstag, 10. Mai 2014
Hertline Campsite - PA
Gut gestärkt und wieder genesen sind wir heute wieder auf dem Trail. Der heutige Tag war neblig, es war eine seltsame Stimmung im Wald... Aber wenigstens waren Vögel zu hören und teilweise zu sehen.
Wir wurden von einem Jungen Paar überholt, die Beine wie die von 20 jährigen hatten. Dann trafen wir einen älteren Hiker, der alle 4000er Berge besteigen möchte. Wenn ich ihn richtig verstanden habe, dann hat er 14 oder 40 bereits geschafft und noch 8 auf dem AT vor sich. Wir quatschten noch eine Weile über Schlangen und eventuelle Bären und nach "Enjoy your hike& take care" setzten wir unseren Weg fort.
Am Nachmittag nach 5.6 Meilen erreichten wir einen Campsite, schön gelegen, umringt von zwei Quellen, mit einem Picknicktisch! Hier bleiben wir heute!!
Bis zum nächsten Shelter wären es weitere 9.5 Meilen, die wir unmöglich schaffen würden. Warum auch. Wir haben Zeit. Am Montag sind wir in Port Clinton mit dem Vater von Happy Feet verabredet. Bis dahin sind es noch 19 Meilen. 😎👍

Hier nun endlich der Link zum Blog von Happy Feet:
Pocketfulofrocks.com

Viel Spass beim Lesen!!







pizzatillas und tuna-melt

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Donnerstag, 8. Mai 2014
501 Shelter- Wow
Wir haben es zum 501 Shelter, etwa 4 Meilen von Pine Grove entfernt, geschafft. Der Shelter ist eine Hütte, etwa 6 mal 8 Meter groß, mit Fenstern und Türen, Doppelstockbetten, in der Mitte steht ein großer Picknicktisch und in der Decke ist ein großes Fenster eingelassen, so kannst du nachts vom Bett aus Sterne gucken. Vor der Hütte ist eine Solardusche, die noch etwas kalt war... Brrr (Solardusche bedeutete zwei Wassertonnen, schwarz bemalt, auf einem etwa 2,5 Meter hohen Holzgestell mit einer Wasserleitung zum darunterlegenden Duschbereich). Der Shelter liegt direkt an der Bundesstraße 501, daher der Name. Und wir konnten uns Essen liefern lassen, was wir auch taten.
Leider bemerkten wir am nächsten Morgen, dass der Salat oder das Essen schlecht war. Happy Feet klagte über Erkältungssymptome oder Allergie und mir war übel. In diesem Zustand könnten und wollten wir nicht weiter gehen. Also riefen wir einen Shuttle und ließen uns nach Pine Grove in ein Motel fahren. Dort nehmen wir einen Zero und pflegen uns. Schlafen, Medikamente nehmen, trinken, Essen, Fernsehen gucken und blog schreiben. 😷
Heute geht's uns wieder besser, so dass wir morgen weiter gehen können. Wir lassen uns morgen Früh von einem Shuttle abholen und zum AT am 501 Shelter zurückbringen. Und gehen weiter...





Blick von meinem Bett

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